ODHA veröffentlicht Studie über 'verschwundene' Kinder
Fijáte 216 vom 16. Aug. 2000, Artikel 10, Seite 6
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ODHA veröffentlicht Studie über 'verschwundene' Kinder
Guatemala, 8. August. "Bis wir dich wiederfinden" heisst die vom erzbischöflichen Menschenrechtsbüro (ODHA) durchgeführte Untersuchung über während des bewaffneten Konfliktes verschwundene Kinder in Guatemala. Während der öffentlichen Präsentation der Studie, in Anwesenheit der Presse, VertreterInnen von Menschenrechtsorganisationen und des Präsidenten Alfonso Portillo, erklärte der Koordinatior der ODHA, Mario Ríos Montt, dies sei die erste Untersuchung zu diesem Thema in Guatemala. Sie habe zum Ziel, einen Beitrag zum 'historischen Gedächtnis' zu leisten. Man könne weder eine Demokratie aufbauen noch von Frieden sprechen, solange es noch Straffreiheit, Schmerz und Vergessen gäbe. Der Staat müsse seine Verantwortung anerkennen und den Familien helfen, die immer noch in der Hoffnung leben, ihre Kinder eines Tages wiederzufinden oder zumindest etwas über ihr Schicksal zu erfahren, meinte Mario Ríos Montt. Die genaue Anzahl der verschwundenen Kinder ist nicht bekannt, man spricht aber von bis zu Tausend. Die Studie erwähnt 295 Fälle, von denen 86 ausführlich dokumentiert werden. Als Grundlage dienten Daten aus dem Bericht der Wahrheitskommission (REMHI), unterstützt wurde das Projekt von der Vereinigung 'Pro Busqueda' aus El Salvador und von der schweizerischen Stiftung Kinderdorf Pestalozzi. 92% der desapariciones forzadas werden dem Militär zugeschrieben, 3% den Zivilpatrouillen (PAC) und 2% der Guerilla. 93% aller verschwundenen Kinder sind Mayas, 68% wurden in die Militärkasernen verschleppt. Nach oben |
Die Schlussfolgerung der Studie ist, dass es dringend notwendig ist, eine nationale Kommission mit der Suche der verschwundenen Kinder zu beauftragen. Edgar Gutiérrez, Leiter des Sekretariats für strategische Analysen (SAE), versicherte, dass die Regierung in Kürze ein solches Projekt initiieren wolle. (Dies widerspricht der Information der Kinderhilfsorganisation Casa Alianza, die bereits Ende April über die Gründung einer solchen Kommission informierte (siehe Fijáte 210), die Redaktion.) Portillo selber äusserte sich nicht zur Studie. |
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