Colom präsentiert wirtschaftlichen Notplan
Fijáte 427 vom 28. Januar 2009, Artikel 2, Seite 2
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Colom präsentiert wirtschaftlichen Notplan
Guatemala, 15. Januar. Ansgesichts des Ausmasses der internationalen Finanzkrise sah sich auch die guatemaltekische Regierung gezwungen, ein "Nationales Not- und Aufschwungprogramm" zur Rettung der nationalen Wirtschaft zu präsentieren. Finanzminister Juan Alberto Fuentes Knight erklärte, dass man versuchen werde, durch eine antizyklische Steuerpolitik die öffentlichen Ausgaben zu erhöhen, um damit wenigstens teilweise den Rückgang der privaten Investitionen aufzufangen. Das Programm umfasst 14 Massnahmen, darunter die Investition in Infrastrukturprojekte und als Folge davon die Generierung von Arbeitsplätzen. Ebenfalls gehört die Vergabe von Mikrokrediten und die Bildung diverser Krisenstäbe zu den Massnahmen des Notprogramms. Neu soll künftig auch erlaubt sein, in Teilzeit zu arbeiten, was bisher in Guatemala per Arbeitsgesetz verboten war. Bei den Infrastrukturprojekten geht es konkret um den Strassenbau. So wird die Strecke CA-01, also die als Panamericana bekannte Nord-Süd-Verbindungsachse auf dem Teilstück Tecpán - Los Encuentros - Nahualá - Cuatro Caminos, bereits vierspurig ausgebaut. Ebenfalls soll der Bau der Franja Transversal del Norte (Ost-West-Achse) vorangetrieben werden. Offenbar gelang es, mit der Zentralamerikanischen Bank für Wirtschaftliche Integration (BCIE) einen Kredit neu auszuhandeln, der Guatemala dank niedrigem Zinssatz um 140 Mio. US-$ billiger kommt, als ursprünglich abgemacht gewesen war. Weiter sollen die Verhandlung über eine zentralamerikanische Zollunion vorangetrieben und InvestorInnen für den Elektrizitäts-, Gas- und Ölsektor gesucht werden. Ob all diese Massnahmen tatsächlich eine Erleichterung für das Portemonnaie von Herrn und Frau "Chapín" bedeuten, ist fraglich. Selbst das grösste Investitionsprogramm macht weder die Lebensmittel billiger noch erhöht es die Löhne und somit die Kaufkraft der Bevölkerung. Denn laut dem Institut für Statistik (INE) ist der Grundwarenkorb (der 26 als "lebenswichtig" klassifizierte Nahrungsmittel einschliesst) im letzten Jahr um knapp 20% teurer geworden. Im Dezember 2008 hat die Grundversorgung (Essen, Kleider, Wohnung, Gesundheit, Transport, Bildung und Freizeit) einer 5-köpfigen Familie rund 3600 Quetzales (ca. 460 US-$) gekostet. Bei einer Meinungsumfrage von Vox Latina gaben 79.7% der Befragten an, dass sie von der Finanzkrise betroffen seien, derweil bisher bloss 46.7% darüber nachgedacht hat, wie staatlicherseits oder individuell deren Konsequenzen begegnet werden könne. Auf die Frage, was die Regierung unternehmen sollte, wurden u.a. die Senkung von Gehältern und die Reduktion von Reisen staatlicher Angestellten vorgeschlagen. Auf der individuellen Seite will man weniger konsumieren, mehr sparen und im Notfall einen zweiten Job annehmen, um die Krise zu meistern. Nach oben |
Einen solchen zu finden, ist allerdings nicht ganz einfach. VertreterInnen von Stellenvermittlungsbüros weisen darauf hin, dass sich das Angebot an Arbeitsplätzen im Verlauf des letzten Jahres um 30% verringert habe, derweil die Nachfrage um 100% gestiegen sei. Nach wie vor trifft die Arbeitslosigkeit in erster Linie Menschen, die Jobs in niedrigeren Rängen bekleideten, doch gibt es gemäss guatemaltekischem Arbeitgeberverband auch erste Geschäftsführer und Manager, die ihre Stelle verloren haben. Dieser Tage kündigten verschiedene Banken ihren HypothekarschuldnerInnen an, dass der Zinssatz ihrer Kredite um 1% steigen werde. Erklärt wird diese Massnahme mit der internationalen Finanzkrise und einer restriktiveren Politik der guatemaltekischen Nationalbank. Finanzminister Fuentes Knight verspricht aber für 2009 eine Deflation, was zu einer erneuten Senkung des Leitzinses führen werde. |
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