Antiquiertes Gesundheitssystem
Fijáte 416 vom 13. August 2008, Artikel 8, Seite 6
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Antiquiertes Gesundheitssystem
Guatemala, 07. Juli. Die Studie "Gesundheitssystem in Guatemala: Wohin gehen wir?", die in diesen Tagen vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) öffentlich vorgestellt wurde, analysiert die Herausforderungen dieses Sektors, die Lösungskapazitäten und die Art und Weise, wie die Bevölkerung damit umgeht. Und deckt dabei tiefe Gräben zwischen dem Ist- und dem Soll-Zustand auf. Der Autor des Untersuchungsberichts, Gustavo Estrada, formuliert es deutlich: Der Gesundheitsdienst, der derzeit geleistet wird, ist für das Guatemala von vor 20 Jahren ausgelegt und die Aktionen, die in die Wege geleitet wurden, sind in keinster Weise in der Lage, die Bedürfnisse der Bevölkerung zu erfüllen. Der Gesundheitsexperte rät dringend dazu, das bestehende Modell zu verändern, um andere Ergebnisse zu erzielen: "Die Priorität liegt auf der Mutter-Kind-Behandlung, das ist in Ordnung, aber damit wird ein Grossteil der Bevölkerung aussen vor gelassen", stellt Estrada fest. Es bestehe grundsätzlich eine krasse Ungleichheit in Bezug auf den Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen. Das System sei praktisch privatisiert, denn die Bezahlung stamme im Grunde aus den Taschen der Bevölkerung. Eine der grössten Schwächen sei die geringe Entscheidungsfähigkeit des Gesundheitsministeriums, die ständig sabotiert werde. Dazu kämen die fehlenden Mittel, die institutionelle Ohnmacht und der Mangel an spezialisiertem Personal sowie angemessener Infrastruktur. Das alles führe zu einer kraftlosen Systemführung. Stattdessen müsse der Gesundheitsdienst als universales Recht verstanden werden und nicht wie ein freier Markt funktionieren, mahnt Estrada an. Denn das aktuelle Behandlungsmodell sei ausschliessend und das Personal unzureichend. Die Zivilgesellschaft müsse sich einmischen und eine Systemwandel erzwingen. Letztendlich müsse ein allgemeingültiger Zugang zur Behandlung und zu Medikamente gewährleistet sein", schliesst der Experte seine Präsentation. Just in diesen Tagen belegen Berichte aus den beiden grossen öffentlichen Krankenhäusern in der Hauptstadt Estradas Diagnose: Das Hospital Roosevelt und das San Juan de Dios sind nicht in der Lage, die Menge an bedürftigen PatientInnen aufzunehmen. Es herrsche eine andauernde Krise bei der Behandlung derjenigen, die operiert werden müssen. Sowohl im Roosevelt, das über 768 Betten verfügt, als auch im San Juan mit 942 Betten bestehe seit Monaten ein beständiger Bedarf an mindestens 100 Betten mehr, ganz zu schweigen vom Personal. Die herrschende Gewalt und die auch dadurch bedingte Aufstockung der Behandlungszeiten haben zur Überlastung der Krankenhäuser geführt, so dass viele PatientInnen, die wegen eines Notfalls kommen, gar nicht aufgenommen werden können. Sie werden, wenn überhaupt, oft auf den Fluren behandelt und gleich wieder nach Haus geschickt. Nach oben |
Auf dem Land ist die schwierige Lage noch ausgeprägter, da wenige medizinisch ausgebildete Personen dort arbeiten wollen und die Infrastruktur und die Ausstattung an Medikamenten und Material noch mangelhafter sind. |
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