Geldbeschaffungsmassnahmen
Fijáte 313 vom 30. Juni 2004, Artikel 5, Seite 5
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Geldbeschaffungsmassnahmen
Guatemala, 24. Juni. Mit dem 30. Juni nähert sich der Tag, an dem das guatemaltekische Militär sein aktives Personal von rund 27'000 auf 15'500 reduziert. Die grosse Frage, die seit einiger Zeit PolitikerInnen und FinanzspezialistInnen beschäftigt ist, woher das Geld genommen werden soll, um die 8´000 Soldaten verschiedenster Ränge zu entschädigen, die freiwillig aus den Reihen der Armee austreten. Finanzministerin María Antonieta de Bonilla schlägt vor, (aus den Privatisierungen stammende) Staatsaktien im Wert von 5 Millarden Quetzales (ca. US$ 500 Mio.) zu verkaufen. Ein entsprechendes Dekret über die Veräusserung von 4,4 Milliarden Quetzales in Form von Schatzanleihen wurde vom Kongress bereits verabschiede. Mit diesem Geld sollen neben den Militärs offenbar auch die ehemaligen Zivilpatroullien (ExPAC) entschädigt werden. Volks- und Menschenrechtsorganisationen lehnen diese Form der Geldbeschaffung ab, da sie nicht den nationalen Realitäten entspräche. Auf der einen Seite heisse es immer, die Regierung habe kein Geld, um die grundlegenden Forderungen der Bevölkerung zu erfüllen, auf der anderen Seite würde einmal mehr unhinterfragt das Militär begünstigt, kritisierte Edwin Ortega von der Nationalen Gewerkschaftskoordination (CNSP). Natürlich sei niemand grundsätzlich gegen eine Entmilitarisierung des Landes, wird doch damit eine der Forderungen der 1996 unterzeichneten Friedensabkommen erfüllt. Doch müsse man aufpassen, dass die Demobilisierung nicht zu einer erneuten Militarisierung führe, indem nämlich die ausgemusterten Militärs in öffentliche Ämter oder Posten im privaten Sicherheitsbereich überführt würden, meinte Ortega. Rosalina Tuyuc, ernannte Leiterin der Nationalen Kommission für Entschädigungszahlungen an die Opfer des Krieges (CNR), bedauerte, dass die Militärs entschädigt werden, während die Opfer einmal mehr links liegen gelassen würden. Kritisiert wird auch, dass es sich bei den 4,4 Millarden Quetzales nicht um eine Investition, sondern um eine Schuld handelt, von der ein kleiner Teil der Bevölkerung profitiert, jedoch die grosse Mehrheit in Form von höheren Steuern belastet wird. (Im selben Zuge wurden nämlich im Rahmen des Finanzpaktes auch höhere Steuern auf alkoholische Getränke festgelegt.) Das Finanzministerium wird lediglichdie Abgangsentschädigungen der Offiziere und Spezialisten übernehmen. Währenddessen ist das Verteidigungsministerium für die Entschädigungen der Truppen zuständig und für diejenigen, die ihrem Alter entsprechend pensioniert werden, das Militärvorsorgeinstitut (IPM). Nach oben |
Nun stellt sich die Frage, woher das IPM die auf 200 Mio. Quetzales geschätzte Summe nehmen soll, um die Pensionäre zu entschädigen. Bekanntlich befindet sich das IPM infolge von Korruption in einer Finanzkrise eklatanten Ausmasses. Nichtsdestotrotz wurde ein Unterstützungsbeitrag bei der Regierung beantragt, um überhaupt weiter funktionieren zu können. Und zwar die stolze Summe von 580 Mio. Quetzales (40 Mio. sofort und den Rest über die nächsten 15 Jahre verteilt) um 950 Offiziere zu entschädigen. In diesem Zusammenhang kam auch heraus, dass die rund 15 Mio. Quetzales welche diese Offiziere im Verlauf der Jahre an das Institut einbezahlt haben, nicht gedeckt sind. Obwohl noch alle Prozesse gegen die Verantwortlichen des IPM-Finanzdebakels offen sind und kein Plan vorliegt, wie diese private Institution aus der Krise herauszukommen gedenkt, hat sich die Exekutive bereit erklärt, ihr mit 60 Mio. Quetzales unter die Arme zu greifen, begründet von Präsident Berger persönlich, ,,dass es immer schon so gehandhabt wurde". 60 Mio. seien nicht viel, früher habe man bis zu 105 Mio. überwiesen, erklärte Berger. Einmal mehr scheint Berger seine Kompetenz zu überschreiten, wäre es doch auch diesmal in der Hand der Legislative, also des Kongresses, über die Vergabe solcher Entschädigungsgelder zu entscheiden (siehe Artikel über die Ex-PAC). Der Entscheid wurde von Carmen Rose de León, Mitglied des Beratenden Rates zum Thema Sicherheit (CAS) sowie von der ANN-Kongressabgeordneten Nineth Montenegro scharf kritisiert. Die beiden sind sich einig, dass es nicht die Aufgabe des Staates, und in letzter Instanz der guatemaltekische Bevölkerung ist, eine private Firma, wie es das IPM ist, vor dem Konkurs zu retten. |
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