Mit Insektenmittel gegen die Umwelt
Fijáte 313 vom 30. Juni 2004, Artikel 2, Seite 3
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Mit Insektenmittel gegen die Umwelt
Guatemala, 21. Juni. Seit seiner Einführung in den 80er-Jahren sorgt das Programm zur Bekämpfung der mosca del mediterraneo in Guatemala für Kontroversen. Diese Fruchtfliege gilt weltweit als einer der gefährlichsten Schädlinge für Früchte. Das Weibchen legt seine Eier unter die Schale der reifen Früchte, die Larven wiederum ernähren sich vom Fruchtfleisch. Das Insekt kam 1955 nach Zentralamerika und breitete sich in den siebziger Jahren nach Mexiko aus. Durch ein gemeinsames Programm der Vereinigten Staaten, Mexiko und Guatemala konnte die Fliege 1982 in Mexiko ausgerottet werden, woraufhin das Programm auch in Guatemala eingeführt wurde. Während des bewaffneten Konflikts wurde gemunkelt, das von unangemeldet und tief fliegenden Flugzeugen des Moscamed-Programms versprühte Gift gelte in erster Linie den Menschen. Heute weiss man dank diverser Studien, dass es ihnen und auch der Umwelt zumindest schadet. Eine kürzlich in Inforpress Centroamericana veröffentlichte Reportage zitiert eine Bienenzüchterin, der ganze Bienenvölker starben, nachdem die Moscamed-Flugzeuge die Gegend besprühten. LandwirtInnen beklagen, dass ihre Pflanzen nach der Besprühung verwelken und UmweltschützerInnen sprechen davon, dass die von Moscamed verwendete Chemikalie Sucess 0.02CB Wasserquellen und Flüsse vergiftet, aus denen Menschen und Tiere ihr Trinkwasser beziehen. Der Direktor von Moscamed, Pedro Velásquez, bestätigt gegenüber Inforpress die Verwendung von Giftstoffen, beteuert aber, diese seien für Mensch und Umwelt nicht schädlich. Die Verwendung des Insektenmittels sei von der Agentur für Umweltschutz anerkannt, ausserdem hätte Moscamed Umweltverträglichkeitsprüfungen gemacht und keinerlei schädliche Wirkung ausser für die Fliege festgestellt. Carlos Albacete Rosales von der Umweltorganisation Trópico Verde hingegen kritisiert die von Moscamed durchgeführten Umweltverträglichkeitsprüfungen als zu wenig fundiert. Nach oben |
Die von Trópico Verde selbst durchgeführten Untersuchungen sprechen im Zusammenhang mit dem Gift von Hautirritationen bei Menschen und dem Aussterben von für die Bestäubung von Pflanzen wichtigen Insekten. Gemäss Informationen des Toxikologischen Instituts der Universität San Carlos ist der von Moscamed verwendete Giftstoff für im Meer lebende Weichtiere ,,sehr giftig", für Fische ,,ziemlich giftig" und für wirbellose Wassertiere ,,leicht giftig". Und Daten der Chemiefirma Dow AgroSciences zufolge kann das Mittel die Schädigung von Zellen sowie Irritation in den Augen bewirken. Trópico Verde spricht sich nicht generell gegen die Verwendung des Giftes aus, sondern bemängelt die Art und Weise, wie es angewendet wird sowie die Tatsache, dass nichts unternommen würde, um die Nebenwirkungen zu verhindern bzw. zu bekämpfen. |
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