Der Tod fährt immer mit
Fijáte 296 vom 5. Nov. 2003, Artikel 3, Seite 3
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Der Tod fährt immer mit
Guatemala, 23. Okt. Die sieben Toten und drei Verletzten, die allein an einem Tag Ergebnis zweier bewaffneter Überfälle auf Autobusse in der Hauptstadt waren, beweisen einmal mehr die Gefahr, die die täglichen Busfahrten zur Arbeit oder zu anderen Zielen in der Stadt für die BürgerInnen darstellt. Täglich werden zwischen 50 und 60 Überfälle auf einzelne Busse registriert, ohne die ,,verschwiegenen" mitzuzählen, die weder tragischen Ausgang haben noch angezeigt werden. Dieses Alltags-Phänomen hat inzwischen einen kritischen Grad erreicht, ohne dass sich die Verantwortlichen dazu veranlasst sähen, eine Lösung zur Garantie der Sicherheit zu suchen. Wiederholt haben in diesen Tagen einige Bustransportvereinigungen durch eine Strassenblockade den Verkehr im Zentrum der Hauptstadt für einige Morgenstunden lahm gelegt. Letztendlich endete die Aktion damit, dass die Busfahrer ein Abkommen mit Vertreter- Innen des Menschenrechtsprokurats (PDH) und der Polizei unterzeichneten, in dem die Bereitstellung einer Mobilen Sicherheitseinheit, die Beendigung des Baus einer Polizeistation in Nähe des Busbahnhofs, sowie die Aufnahme der Ermittlung gegen Polizeiagenten vereinbart wurde, denen von den Chauffeuren vorgeworfen wird, die bewaffneten Banden zu schützen. Inzwischen müssen die Fahrer in manchen Stadtvierteln 50 Quetzales (ca. US-$ 6,50) am Tag als ,,Steuern" an die Verbrechercliquen bezahlen, um das Risiko eines Überfalls zu reduzieren. ,,Wenn ich in den Bus steige, nehme ich meine Ohrringe ab, verstecke mein Geld, verberge mein Handy und suche den ,,ungefährlichsten" Sitzplatz. Ich beobachte die Leute und überlege, wer von ihnen gefährlich sein könnte." So oder ähnlich denken viele GuatemaltekInnen, die die Busse nutzen. Doch nicht nur der Stadtverkehr birgt seine Risiken. Aufgrund der höheren Fahrpreise der Überlandstrecken, sind auch diese Busse häufig gewinnversprechende Objekte von Raubüberfällen. ,,Mich haben sie schon vier Mal überfallen, und ich habe mein Leben an mir vorbeiziehen sehen, die Pistole an der Schläfe," so Busfahrer Edgar. ,,Auch die Verbrecher kaufen sich ihr Ticket am Schalter und überfallen den Bus dann auf halber Strecke. Man weiss nie wer, nie wann, nie wo es passieren wird. Wie also soll man sich dagegen schützen? Ich habe immer schon einen Geldumschlag extra dabei, aber manchmal reicht das auch nicht." Viele Busfahrer sind bereits bei solchen Überfällen erschossen worden, seit Anfang des Jahres kamen 46 Fahrgäste ums Leben, zusätzlich jene, die später im Krankenhaus ihren Verletzungen erlagen. Nach oben |
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