DOAN: Drogen und Akten verschwunden
Fijáte 257 vom 10. April 2002, Artikel 4, Seite 4
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DOAN: Drogen und Akten verschwunden
Guatemala, 27. März. Laut dem International Narcotics Control Strategy Report der Vereinigten Staaten hat sich Guatemala in einen der Hauptschauplätze des Drogenverkehrs Richtung Nordamerika verwandelt. Jedes Jahr zirkulieren mehr als 300 Tonnen Kokain im Land des ewigen Frühlings, sowie an die 900 Mio. US-$ für Import und Export von verbotenen chemischen Stoffen, die den DrogenhändlerInnen von Nutzen sind. Im Bericht wird das seit Portillos Amtsübernahme rückläufige guatemaltekische Engagement beim Kampf gegen den Drogenhandel beklagt. Dabei spielt sicherlich auch die Tatsache eine Rolle, dass das Departement für Antidrogenoperationen (DOAN) der Zivilen Nationalpolizei (PNC) in den vergangenen knapp zwei Jahren acht Chefs hat kommen und wieder gehen sehen. Letzteres wohl jeweils aufgrund von "Anomalien", übliche Beschreibung von Korruption und ähnlichem. In den letzten Wochen mehren sich wieder die Nachrichten über "ungewöhnliche Vorgänge" beim DOAN: 16 Agenten wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt, nachdem sie mit Gewalt in ein Dorf bei Livingston, Izabal, eingedrungen waren, wobei zwei Menschen umkamen und einer verschwunden ist (siehe ¡Fijáte! 253 und 254). Der angebliche Todesschütze befand sich anschliessend auf der Flucht. Inzwischen wurde bekannt, dass in der letzten Zeit 500 Akten über Militärs und Zivilisten aus dem Departement verschwunden sind, die Verbindung zu den "Drogenpaten" haben sollen. Diese Entdeckung hatte zur Folge, dass 150 Agenten des DOAN entlassen wurden. "Es handelt sich um eine richtige, beispiellose (...) Säuberung, denn wir können nicht zulassen, dass das DOAN in Händen von Korrupten ist", so der Polizeichef Luis Arturo Paniagua Galicia. Bei den Entlassenen handelt es sich um Agenten, die verdächtigt werden, das beschlagnahmte Geld und die Drogen zu behalten, bzw. die Drogenhändler bei ihren Operationen zu decken. Nach oben |
Der Aktendiebstahl habe jedoch keine negative Auswirkung auf die laufenden Untersuchungen in Bezug auf den guatemaltekischen Drogenhandel, da die nordamerikanische Drugs Enforcement Agency (DEA) parallele Dateien besitze, und zudem entsprechende Kopien auf Mikrofilmen im Safe der DOAN sicher lägen, meinte der Polizeichef weiter. Insgesamt soll nun das Departement von ursprünglich 700 auf planmäßig 400 Agenten reduziert werden, "um die Funktionen zu zentralisieren und effizienter arbeiten zu können", so Innenminister Arévalo Lacs. Im Rahmen der Untersuchungen anlässlich des Aktendiebstahls wurde nebenbei festgestellt, dass 3000 kg Kokain aus den Lagerräumen des DOAN verschwunden sind. Es war wohl jemand über das Dach des Gebäudes spaziert und hatte das Gleichgewicht verloren, was ein Loch ins Dach verursachte, wodurch der Einbruch bemerkt wurde. Die heruntergehängte Zimmerdecke war angehoben und einige Drogenpakete waren "verschwunden". Die nordamerikanische Botschaft beobachtet das DOAN offensichtlich schon seit geraumer Zeit und schliesst nicht aus, dass der Diebstahl bereits vor zwei Jahren verübt wurde. Die ständig erneuerten Chefs der Abteilung hatten sich sicherlich keinen kontrollierenden Überblick über alle Drogenlager des DOAN machen können oder aber ihr Wissen zu persönlichen Gunsten genutzt. Die Maßnahmen von Seiten der Botschaft der USA gegenüber des DOAN bestehen vorerst in der Konfiszierung von 10 Fahrzeugen, eine finanzielle Kürzung ist nicht geplant. Die Aussicht auf erneute Unterstützung ist an die Verbesserung der Bedingungen im DOAN gebunden. |
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