Frau sein - ein Verbrechen

Guatemala 26. Mai. "Es scheint, als ob es ein Verbrechen ist, in diesem Land eine Frau zu sein - und ich bin nicht die einzige! Ich stehe für tausende Frauen, die tagtäglich darunter leiden", resümiert Gladys Monterroso ihre Erfahrung mit der Justiz. Die Ehefrau des Menschenrechtsprokurators Sergio Morales war Ende März stundenlang gekidnappt und gefoltert worden, kurz nachdem Morales den Bericht "Das Recht zu Wissen" über das Archiv der Nationalpolizei der Öffentlichkeit präsentiert hatte (¡Fijáte! 432).

Die Internationale Kommission gegen Straflosigkeit in Guatemala (CICIG) hat sich ihres Falles angenommen. Doch statt Ermittlungen durchzuführen, um die Verantwortlichen der Tat gegen sie zu finden, so die Anwältin Monterroso, beschäftige sich die Staatsanwaltschaftsabteilung, die die CICIG unterstützt, damit, ihr Privatleben, FreundInnen, Familienangehörige und jeglichen Privatkontakt unter die Lupe nehmen. "Nachdem ich bereits zweimal die Akte über meinen Fall zur Einsicht angefordert hatte, was mir beide Male verweigert wurde, habe ich schliesslich entdeckt, dass in dieser eine Menge ganz persönlicher Aspekte detailliert auflistet sind, aber keine einzige Ermittlungslinie zu erkennen ist. Ich glaube, sie wollen erreichen, dass ich meine Anzeige zurückziehe, damit nicht weiter über das Thema gesprochen wird. Das ist die einzige Erklärung, die mir dazu einfällt", so Monterroso.