GewinnerInnen und VerliererInnen im Geschäft mit den Personalausweisen

Nach 78 Jahren Gültigkeit ist am 30. Juni der guatemaltekische Personalausweis (Cédula de Vecindad) in "Pension" gegangen. Ab sofort soll nur noch das "Persönliche Identitätsdokument" DPI ausgestellt werden und bis Ende 2010 alle Cédulas ersetzt haben.

Während die bisherige Cédula, ein 8-seitiges Büchlein mit einem kleinen Foto der Inhaberin oder des Inhabers und Daten zur Person, von der Nationalen Druckerei hergestellt wurden, sollen die neuen DPIs von privaten Unternehmen produziert werden, einen Chip mit den wichtigsten Informationen über den oder die InhaberIn enthalten und diversen Sicherheitsbestimmungen entsprechen. Ebenso soll die individuelle Abrechnung der Mehrwertsteuer sowie die Krankenversicherung über diesen Personalausweis laufen, und es werden auf ihm Informationen über Vorstrafen gespeichert. Ebenso wird er bereits bei den nächsten Wahlen im Jahr 2011 als einzig gültiges Wahldokument im Einsatz sein. Ein (datenschützerisch gesehen) immens heikles und lukratives Geschäft also, um das mit harten Bandagen gekämpft wird.

Leidtragende dieser Neuerung sind nicht zuletzt die FotografInnen, welche die Fotos für die Cédula machten, eine Routinearbeit, die jedoch ein Grundeinkommen garantierte. Dazu Leonel Gonzáles, Präsident der Vereinigung der FotografInnen Guatemalas: "Rund 85'000 FotografInnen haben vom Geschäft mit den Cédulas gelebt. Vorher haben sie uns die Fotos für den Führerschein 'weggenommen' und jetzt die Cédula. Viele von uns werden dadurch in die Arbeitslosigkeit getrieben". Die Fotos für das DPI werden direkt bei Beantragung in den Büros des Nationalen Personenregisters (RENAP) digital gemacht und in den Ausweis integriert.