Anhaltende sexuelle Belästigung in der Polizei
Fijáte 397 vom 07. November 2007, Artikel 8, Seite 6
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Anhaltende sexuelle Belästigung in der Polizei
Guatemala, 25. Okt. Im August war bereits die Rede davon, jetzt wurden wieder Meldungen über sexuelle Belästigung von Frauen in der Nationalen Zivilpolizei (PNC) bekannt. Im Jahr 2002 wurde die bisher einzige Umfrage bezüglich sexueller Belästigung innerhalb der PNC durchgeführt - 71% der befragten Männer und Frauen bestätigten diese Praxis in der Institution, verantwortlich seien zumeist die Vorgesetzten. Vier Jahre später befragte die Tageszeitung elPeriódico fünf Polizistinnen, die es einstimmig bestätigten: "Als Frauen haben wir alle schon einmal eindeutige Angebote bekommen und wenn wir uns denen verweigern, kriegen wir es gleich zu spüren; wir werden an einen Ort versetzt, der weit weg ist von unserer Familie oder uns werden mehr Aufgaben aufgebürdet", beschreibt eine Agentin. Die Kommissariate seien dabei häufiger Tatort als die Verwaltungsstellen der PNC, da sich an letzteren mehr Leute aufhielten. Auf den Wachen hingegen würden die Vorgesetzten die Agentinnen in ihr Büro rufen und sich dort mit ihnen einschliessen. Wohl paradigmatisch sind die Folgen eines ebenfalls von elPeriódico beschriebenen Vorfalls von vor einem Jahr, als ein betrunkener Kommissar nachts in den Frauen-Schlafsaal der Polizeiakademie eindrang, die Frauen mit obszönen Bemerkungen beleidigte, sie strammstehen liess und eine der Auszubildenden versuchte, zu vergewaltigen. Obwohl er sie dabei auch mit der Waffe bedrohte, konnte die Frau sich aufgrund seines alkoholisierten Zustandes befreien. Sie reichte Anzeige beim Polizeiinternen Büro für Professionelle Verantwortung (ORP) - einer Art Beschwerdestelle - ein, doch unterdessen sind die Akte und die Interviews von ZeugInnen spurlos verschwunden. Rosa María Juárez, Zuständige der Menschenrechtsabteilung in der PNC, erklärt, dass die Angst der Agentinnen diese davon abhalte, Anzeige wegen sexueller Belästigung oder gar Vergewaltigung zu erstatten, obwohl die Polizei die einzige öffentliche Institution sei, in der ein internes Reglement die sexuelle Belästigung als Kündigungsgrund beinhalte. Die Diskussion um diesen Aspekt hatte damals beinahe zum völligen Scheitern des Regelkanons geführt. In den zehn Jahren, seit es die PNC in der gegebenen Form gibt, seien lediglich acht Klagen eingereicht worden und nur eine einzige sorgte für die Entlassung des Täters. Dabei handelte es sich um einen Kommissar in Quetzaltenango. Ein anderer Unterkommissar ist inzwischen aus der Polizei entlassen worden, jedoch geschah dies im Zuge der "Säuberung" wegen krimineller Verbrechen - die ihm angelastete sexuelle Nötigung gilt nicht als solches und spielte bei seiner Kündigung keine Rolle. Nach oben |
Dabei bemüht sich Juárez´ Abteilung insbesondere um die Sensibilisierung der Polizeiangehörigen in Sachen Frauenrechte und dem gegenseitigem Respekt zwischen den KollegInnen. Doch, so weiss die Unterkommissarin zu berichten, trauen die Polizisten ihren Kolleginnen die Aufgabe der Sicherheitsgewährung für die Bevölkerung nicht zu. Während die weiblichen Agenten aussagen, sich sicher zu fühlen, mit einem männlichen Kollegen auf Streife zu gehen, forderten diese oft, auf eine andere Schicht versetzt zu werden, wenn ihnen eine Agentin zur Seite gestellt wird, so Juárez. Insgesamt gibt es nur eine Frau auf dem Posten einer Kommissarin, zwei Unterkommissarinnen und landesweit eine geringe Anzahl von weiblichen Hauptwachtmeisterinnen. In diesem Jahr haben 250 Frauen ihren Akademieabschluss gemacht und machen damit 10% der Gesamtbelegschaft bei der Polizei aus. |
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