Nur ein toter Gewerkschafter / eine tote Gewerkschafterin ... ?

Guatemala Stadt, 21. April. Bereits Ende 2008 wurde auf der Konferenz der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) auf die ständige (Todes-)Gefahr, in der sich GewerkschafterInnen in Guatemala befinden, hingewiesen. Im Februar 2009 fuhr eine hochrangige Delegation nach Guatemala, um die bestehenden ArbeitnehmerInnenrechte zu untersuchen.

Das Problem wurde jedoch nicht geringer, sondern noch grösser. Nach übereinstimmenden Angaben des Innenministeriums, der Zivilen Polizei (PNC) und der Bewegung der Gewerkschafter, Indigenen und Campesinos Guatemalas (MSCIG) war 2009 das Jahr, in dem die meisten GewerkschafterInnen ihr Leben lassen mussten: allein 16 in diesem Jahr, insgesamt 40 in den letzten fünf.

Besonders betroffen sind dabei Mitglieder der MSCIG. Nach Angaben des Komitees für Gewerkschaftsfreiheit waren 90 Prozent der ermordeten GewerkschafterInnen leitende FunktionärInnen der MSCIG. 93 Prozent der ermordeten GewerkschafterInnen befanden sich gerade in einem Konflikt um Gewerkschaftsrechte oder ArbeitnehmerInnenrechte oder um den Zugang zu natürlichen Ressourcen. 98 Prozent der ermordeten GewerkschafterInnen wurden nur wenige Wochen nachdem politische Aktionen gestartet worden waren, getötet. 75 Prozent haben zuvor Drohungen erhalten. Nach Informationen der MSICG handelt es sich bei 31 Prozent um GewerkschafterInnen im öffentlichen Dienst und bei 69 Prozent im privaten Sektor. Weiterhin gibt es rund 200 GewerkschafterInnen, die im Zuge dieser Gewaltexzesse ins Exil getrieben wurden.