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"Das Echo der Migration" - hörbar nicht nur, aber auch in Guatemala!

Fijáte 459 vom 28. April 2010, Artikel 2, Seite 3

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"Das Echo der Migration" - hörbar nicht nur, aber auch in Guatemala!

Aber trotz dieser und manch anderer Unbill gibt es auch hier 'Aufs': MigrantInnen bilden soziale Netzwerke, unterstützt von meist kirchlichen Herbergen. Manche MigrantInnen finden auch mexikanischen HeiratspartnerInnen und können so ihren Aufenthalt legalisieren. Manche etablierte MigrantInnen helfen anderen bei der Arbeitssuche. Auch wenn bei der Lektüre des Artikels das Alptraumhafte überwiegt, zwischen den Zeilen zeigen sich Aufhellungen im schwarzmalerischen Bild.

Im dritten Beitrag über Guatemala in diesem Buch behandelt Stefanie Kron den "Ort ohne Gesetz", San Pedro Soloma im Departement VGHuehuetenangoNF. Dieses Munizip wird von MigrantInnen in den USA und von coyotes, den Mittelsmännern irregulärer Migration, beherrscht. So haben sie in der sonst weitgehend von staatlichen Einrichtungen freien Gemeinde den Kandidaten der VGUNENF unterstützt, der mutmasslich selbst ein coyote ist.

Ansonsten zeichnen sich die coyotes, die in dem sehr soziologisch geschriebenen Text vorgestellt werden, durch ein transnationales Verhalten und Sprachartikulationsfähigkeiten aus, die von K'anjobal über mexikanisches VGSpanischNF bis zum Chicano-Slang der USA reicht. So kommt über ihren Einfluss eine synkretistische Machismo-Kultur in die Gemeinde, die gerade auf junge Männer sehr anziehend wirkt; gleichzeitig aber auch transnationales und multi-kulturelles Denken.

Die Frauen in der Gemeinde sind zwar öffentlich nicht so sichtbar, aber dennoch sind auch sie von dieser transnationalen coyote-Kultur erfasst. Sie äussert sich in der Verwaltung der VGRimessen der Migrierten (vgl. ¡Fijáte! 449) oder auch in der Gründung von Frauengruppen, die sich gegen häusliche Gewalt und Alkoholismus engagieren, z. T. im Rahmen kirchlicher Gemeindearbeit. Dabei werden die Gefahren des Migrationsweges durch Schmerzens- und Todesrituale bearbeitet, in der die Muttergottes Maria als Fürsprecherin der Frauen und der Armen eine Rolle spielt. Die Autorin spricht davon, dass die Rituale - verbunden mit dem sozialen Engagement - zu einer "Politisierung der Mutterschaft" führe.

Insgesamt zeigt das Munizip San Pedro Soloma wie Migration sowohl finanziell, aber auch kulturell eine K'anjobal-Gemeinde beeinflussen und bereichern kann - und einen abgelegenen Ort in den Cuchumatanes-Bergen mit der weiten Welt verbindet.

Wer sich auf das Echo der Migration in all seinen Facetten einlassen und über den guatemaltekischen Tellerrand schauen möchte, findet viele weitere anregende Beiträge in diesem Buch.

Niklas Reese/Judith Welkmann (Hrsg.) Das Echo der Migration. Wie Auslandsmigration die Gesellschaften im Süden verändert, Horlemann Verlag 2010, 19,90 €


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